Voransicht der "Hördter Dorfgeschichten"

 

Um einen kleinen Überblick über den Inhalt der "Hördter Dorfgeschichten" zu geben, wird nachfolgend ein kleiner Ausschnitt aus einem der Artikel abgedruckt. Es handelt sich dabei um eine Abhandlung über den angeblichen Fund einer goldenen Krone in Hördt.

 

[...] Die Geschichte über den Fund einer goldenen Krone in Hördt ist den älteren Generationen noch gut in Erinnerung und wird auch heute noch gerne erwähnt. Ob nun der "Fund" eine Sage oder ein Märchen oder gar eine Erzählung ist, möchte ich dem Leser selbst überlassen. [...]

Bei Grabarbeiten wurde vor dem ersten Weltkrieg in der Klosterstraße in Hördt ein Gegenstand gefunden, bei dem es sich um eine Kaiser- oder Königskrone gehandelt haben soll. Der Fundgegenstand ist aber auf eigenartige Art und Weise verschwunden und niemand kann mit Bestimmtheit sagen, was eigentlich gefunden wurde. [...]

Die Einführung einer solchen Gasversorgungsanlage auf dem Lande war zur damaligen Zeit eine hervorragende und weitblickende Entscheidung auf dem wirtschaftlichen Sektor. Das Rohrnetz für diese Versorgungsanlage wurde in Hördt in den Jahren 1910/11 verlegt. Diese Arbeiten konnten früher nicht so flott ausgeführt werden, wie dies heute geschieht, denn die Grabarbeiten mußten alle mit der Hand ausgeführt werden. Bei den Verlegungsarbeiten geschah in der Klosterstraße das Eigenartige. Ein beschäftigter Arbeiter aus Rülzheim machte bei der Erstellung des Anschlusses für das Anwesen (heute: Haus-Nr. 11) einen Fund besonderer Art. Der Finder war der aus Rülzheim stammende Xaver Wolf, Sohn von den Eheleuten Georg Franz Wolf und Wilhelmine, geborene Heubel. Die Überlieferung weiß zu berichten, daß dieser Xaver Wolf zu Reichtum gelangte und starb angeblich als wohlhabender Mann (aber dem war nicht so).

Nach Angaben des Finders wurde der Fundgegenstand in einer Tiefe von einem Meter ent­deckt und er selbst hat das Gerücht über den Kronenfund in die Welt gesetzt und verbreitet. Man mußte seinen Angaben wohl oder übel Glauben schenken. In der dem Fundort nahegelegenen Gastwirtschaft "Zum Augustiner" hat Wolf selbst nachmittags von dem mysteriösen Fund einer Kaiser- oder Königskrone erzählt; ebenso dem Schreinermeister Fischer, der neben der Behausung, bei der der Fund gemacht worden sein soll, wohnte.

Der damalige Bürgermeister Anton Doll bekam auch Kunde von diesem Gerücht und hat sich pflichtgemäß in den Vorgang eingeschaltet. Er hat Wolf zur Feststellung des genauen Sachverhalts und der Sicherstellung des Fundes von so einem großen historischen Wert auf das Bür­germeisteramt bestellt. Der ersten Vorladung ist Wolf nicht gefolgt und erst auf wiederholtes Drängen erschien er vor dem Bürgermeister. Dort gab er nun eine Erklärung ab, worin er zugab, bei den bezeichneten Grabarbeiten am 7. Juli 1911, vormittags gegen 9 Uhr, in der Klosterstraße bei Haus-Nr. 119 (jetzt: Haus-Nr. 11) einen mannskopf großen Gegenstand gefunden zu haben. Er sei mit Erde verkrustet gewesen und sei nicht gleich zu identifizieren gewesen. Nach flüchtiger Säuberung des Fundes habe sich die Form einer großen Krone abgezeichnet. Am Rande sei eine Verzierung und die Zahl 1130 oder 113 und einige Buchstaben sichtbar gewesen. Bei Kratzversuchen mit einem Messer sei eine goldgelbe Farbe zum Vorschein gekommen. Ob es Kupfer, Messing, Bronze oder Gold gewesen sei, habe er nicht feststellen können.

Den Fundgegenstand habe er dann in die Sandgrube in der Kühwoog unter einem Busch versteckt. Als er ihn nach Feierabend wieder holen wollte, mußte er leider feststellen, daß das Versteck leer war. Ein anderer muß den Gegenstand an sich genommen haben. Wer der jetzige Besitzer sei, wisse er nicht. Das ist der Inhalt der abgegebenen Erklärung. [...]

 

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors.